AWO Schalksmühle
Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ortsverein Schalksmühle


Das Gemeindefest 

Wir wurden von der Gemeinde angeschrieben, weil sie ihr Gemeindefest feiern wollten. Die Gemeinde wollte jeden Verein und jede Organisation mit einbeziehen. In einer Vorstandssitzung stimmten alle für die Teilnahme. Was wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wussten… die AWO feierte am selben Tag ihr hundertjähriges Bestehen im Volkspark in Hagen.

Ich hatte bereits das Zelt beim Zeltverleiher samt Bierzeltgarnituren für unseren Aktionstag und das Gemeindefest bestellt. Der Aktionstag fiel wegen schlechtem Wetter aus. Wir verlegten ihn in die AWO.

Inzwischen waren wir über die Hundertjahrfeier in Hagen informiert und ich hatte im Vorstand gefragt, ob wir auch daran teilnehmen wollen. Der Vorstand stimmte dafür. Wir beschlossen, dass ein Team im Mehrgenerationenpark beim Gemeindefest bleibt und das andere Team nach Hagen fährt, in den Volkspark.

Der Plan war strikt getaktet. Zuerst wollte ich im Mehrgenerationenpark aufbauen. Dann würden wir nach Hagen fahren, um dort um 09:00 Uhr meinen roten Pavillon aufzubauen. Zwei Personen wollten mich begleiten. In Hagen sollte um 18:00 Uhr Schluss sein. Wir wollten dann einpacken, schnell nach Schalksmühle fahren und dort im Mehrgenerationenpark wieder abbauen, denn dort ging es bis 19:00 Uhr.

Am Mittwoch (26.06.2019) vor dem Gemeindefest telefonierte ich mit dem Zeltverleiher und fragte, wann sie denn kämen, weil ja jemand von uns im Park sein muss, um ihnen zu zeigen, wo wir das Zelt aufstellen sollten. Der Zeltverleiher teilte mit, dass er kein Zelt zur Verfügung stellen könne, weil er ausgebucht wäre. Angeblich wusste er von nichts.

Jetzt war guter Rat teuer. Ich suchte Mittwochnachmittag im Internet nach weiteren Zeltverleihern. Da das besagte Wochenende schon lange als sehr warmes und sonniges Wochenende vorhergesagt wurde, waren alle Zeltverleiher schon ausgebucht.

Donnerstags meldete sich jemand auf meine Mailanfrage vom Mittwoch. Er teilte mir mit, dass er noch ein Zelt zur Verfügung stellen könnte. Schnell meldete ich mich bei ihm und reservierte das Zelt. Doch die Sache hatte einen Haken, wie ich in dem Telefonat erfuhr. Er hatte zwar das Zelt, aber keine Mitarbeiter, die das Zelt bringen und aufbauen konnten.

Egal, ich buchte es trotzdem und teilte dem Zeltverleiher mit, dass ich am Freitagnachmittag kommen würde, um das Zelt zu holen. Doch auch das ging nicht. Man teilte mir mit, dass Freitagnachmittag bereits alle Mitarbeiter unterwegs seien, um aufzubauen, und ich Freitagvormittag bis spätestens 09:00 Uhr dagewesen sein muss.

Also fuhr ich Freitagmorgen, vor der Arbeit, zum Stellplatz meines Anhängers, holte ihn und fuhr damit zur Firma. Dann machte ich um 07:30 Uhr Feierabend und fuhr nach Lünen zum Zeltverleiher. Von dort fuhr ich wieder zur Arbeit, um nicht zu viele Stunden zu verlieren und nach Feierabend nach Lüdenscheid. Hier hatte ich Bierzeltgarnituren reserviert. Das sollte mir auf jeden Fall nicht noch einmal passieren. Darum kaufte ich am Jahresende ein eigenes Zelt, sodass wir unabhängiger werden.

Der beladene Anhänger Der beladene Anhänger

Am nächsten Morgen, dem 29.06.2019, ging es in aller Frühe los. Bereits um 6:00 Uhr war ich in der AWO. Vorerst hatte ich den Anhänger auf dem Parkplatz des „Volmepark Grills“ geparkt. Dann schleppte ich ganz leise alles herunter, was mein Team bereitgestellt hatte. Zuerst die Sachen für Hagen, die stellte ich nach hinten, weil ich die erst mit der zweiten Fuhre holen wollte. Dann brachte ich die Sachen fürs Gemeindefest nach unten. Alles ganz leise, denn neben uns ist eine Privatwohnung und ich wollte mit dem Mieter keinen Ärger, weil ich ihn – ausgerechnet am Wochenende, wo er schlafen kann – mit Lärm aufweckte. Darum trug ich auch alles die Treppe hinunter, weil mir sogar unser Lift zu laut war.

Dann holte ich den Anhänger vor den Eingang und belud ihn. Anschließend fuhr ich die 50 Meter zum Park und lud wieder ab, denn ich brauchte zuerst das 80 kg schwere Zelt. Das brachte ich zuerst an seinen Platz. Als die Kirchenglocken 7:00 Uhr meldeten war das Zelt an der richtigen Stelle, ich packte die Zeltstangen aus und versuchte sie zusammenzustecken.

Dann mussten das schwere Dach drauf und die fünf „Beine“ des Zelts eingesteckt werden. Letzteres machte ich zuerst auf der Wiesenseite. Dann erholte ich mich kurz. Denn nun kam ein Kraftakt. Mit aller Kraft drückte ich das Zelt hoch, nahm die Zeltstange, die ich mir vorher zwischen die Beine geklemmt hatte und steckte sie ein.

Jetzt das Zelt über Kopf halten, eine Stange nach rechts, die bereitliegende Stange mit dem Fuß angeln und einstecken. Und noch einmal die Zähne zusammenbeißen, das Zelt weiterhin über Kopf halten, zwei Stangen nach links, die bereitliegende Stange mit dem Fuß angeln und einstecken. 

Es fehlten zwar noch zwei Stangen, aber jetzt konnte ich die Arme erstmal herunternehmen, damit wieder Leben in die blutleeren Finger kam. Nach dieser ganz, ganz kurzen Pause führte ich die letzten beiden Zeltstangen ein und ließ mich erstmal auf die Wiese sinken.

Die Kirchenglocken läuteten erneut… es war 8:00 Uhr. Ich sah Isa in den Park einbiegen. Sie gehörte eigentlich zum Team „Hagen“. Leider musste sie wegen eines Todesfalls ihre Unterstützung absagen. Als sie aber freitags erfuhr, dass ich ganz allein im Park aufbauen musste, kam sie extra die 25 Kilometer, um mir kurz zu helfen.

Sie half mir dann die Plane des Zelts zurechtzuziehen und festzumachen. Dann brachten wir beide alles, was ich bereits auf dem Gehweg deponiert hatte und die Bierzeltgarnituren zum Zelt.

Ich ließ mich bereits zum dritten Mal auf die Wiese sinken, während Isa wieder nach Hause fuhr. Eigentlich mussten wir bereits los nach Hagen und ich hatte noch nicht einmal geladen. Platschnassgeschwitzt gab ich den Plan auf und sagte telefonisch unsere Teilnahme ab.

Anschließend setzte ich zuerst den Anhänger wieder auf den Parkplatz des „Volmepark Grills“ und trug dann alle Sachen für Hagen wieder die Treppe hoch in die „kleine AWO“. Danach zog ich mir trockene Sachen an.

Nach und nach trafen die anderen ein. Als dann nachmittags auch die Gäste eintrafen hörte ich nur Gemecker und Gemoser. Ich hatte eine lange Zeltwand weggelassen (siehe Bild), und zwar die Seite in Richtung Wiese, weil ich davon ausging, dass die Gäste hier mehr zu sehen bekämen als auf der Volmeseite. Das war natürlich falsch… wie konnte ich nur. Zudem kam von dieser Seite nachmittags die Sonne, was ich aber morgens noch nicht wusste. Da hätte ich wohl besser vorher unsere Besserwisser gefragt...

Dann wurde bemängelt, dass die Bierzeltgarnituren falsch standen. Auch die hätte ich um 90° gedreht aufbauen müssen, weil nun ein paar Personen mit dem Rücken zur Wiese saßen, sich zum Gucken also umdrehen mussten. 

Das Gemeindefest 2019 Der Stein des Anstosses. Falscher Stellplatz, falsche Wand offen, die Bänke stehen falsch... Uwe will uns fertigmachen!

Die Mängelliste ging aber noch weiter: Der Kaffee war nicht heiß genug und die Kaltgetränke nicht kalt. Der kleine Kühlschrank, den ich extra besorgt hatte, pumpte „auf Teufel komm raus“, kam aber gegen die Außentemperaturen nicht an. Es war der heißeste Tag des Jahres mit annähernd 40° und der kleine Kompressor gab sein bestes. Ich konnte den Kühlschrank nachher nicht mehr anfassen, so heiß war sein Gehäuse.

Habe ich etwas vergessen?... Ach ja. Der Guss des Kuchens schmolz bei den Temperaturen natürlich, was für gesunde Menschen eine völlig normale Tatsache ist, für krankhafte Nörgler aber ein Unding war. Und dann standen wir natürlich total falsch!

Wir standen unten an der Treppe und die AWO gehört doch direkt oben an den Eingang, wo man den Überblick über den ganzen Park hat. Dass die Gemeinde, als Veranstalter, die Platzverteilung vorgenommen hatte und uns wegen unseres Stromverbrauchers – man wollte keine Kabel über den Weg legen – hierhin platzierte, interessierte nicht. Außerdem wollte dort, wo wir am Aktionstag standen, ein Bouleverein hin. Und zu allem Überfluss stand direkt neben uns auch noch eine Hüpfburg mit lauten Kindern...

Dreimal sagte ich an dem Nachmittag, dass man mich nachher bitte unterstützt und Sachen, die in die AWO müssen, mitnimmt. Eine halbe Stunde vor Ende packte man bereits ein. »Es kommt eh keiner mehr«, hieß es. Einer nach dem anderen verschwand. »Wir gehen heute nicht mehr in die AWO.«

Mein Zornpegel stieg immer weiter an. Zu früh Schluss gemacht und mich dann wieder im Stich gelassen…

Nur eine Person holte aus der AWO den Servierwagen, um damit Sachen zur AWO zu bringen. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie ihr Auto geholt hätte, aber egal… sie half wenigstens. Ein Teil meines Teams ging in die AWO zum Spülen. Dann tauchte Isa mit ihrem Mann auf. Sie war erneut gekommen, um mir zu helfen. Morgens 50 Kilometer und abends 50 Kilometer, während mich die anderen im Stich ließen. Isas Mann fragte dagegen nicht, sondern packte mit an... und das als Nichtmitglied! Da hätten sich an dem Nachmittag einige ein Beispiel nehmen können!

Wir bauten ab, packten alles in den Anhänger, den ich erst holen musste und fuhren es zur AWO. Hier luden wir alles, was in die AWO gehörte, wieder aus und brachten es die Treppe hoch. Dann stellte ich noch einmal meinen Anhänger weg und ging in die AWO zum Aufräumen. Ich war fix und fertig und konnte mich kaum noch bewegen. Aber das schaffte ich jetzt auch noch!

Isa und ihr Mann, denen ich für ihre Unterstützung gar nicht genug danken konnte, waren schon wieder auf dem Weg nach Hause, als ich noch ein langes Gespräch hatte. Die Person, die mich mit dem Servierwagen unterstützt hatte und bis zum Schluss half, und ihre Freundin diskutierten in der „kleinen AWO“ lange mit mir, weil ich sagte, dass nun endgültig Schluss sei. Eine weitere Amtszeit würde es nicht geben! Das wäre schließlich ein Verein und keine ich-AG.

Am Sonntag bewegte ich mich fast gar nicht. Montags fuhr ich dann wieder mit dem Anhänger in die Firma, machte um 9:00 Uhr Feierabend und fuhr nach Lünen das Zelt zurückbringen. Auf dem Rückweg brachte ich die Bierzeltgarnituren weg. 

Zu dem körperlich und nervlich aufreibenden Samstag hatte ich somit auch noch einen Urlaubstag für diese Nörgler geopfert. So konnte es nicht weitergehen…