An den Wänden des Saals sah man die Spuren der letzten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Viele Stühle und Tische hatten hier ihre Abdrücke hinterlassen. Außerdem fanden wir das einheitliche Weiß, langweilig, altmodisch und steril. Darum spielten wir zunächst mit dem Gedanken zu renovieren. Langsam nahmen die Gedankenspiele Formen an. Wir vermaßen den Saal, um die Pläne zu konkretisieren. Doch wer soll das bezahlen? Ob die Gemeinde die Materialkosten übernimmt, wenn wir „die Arbeit machen“? Fragen kostet nichts. Das übernahm Isa. Sie erklärte telefonisch, was wir vorhätten und die Gemeinde stimmte sofort und dankenswerterweise zu.
Die nächsten Probleme: 1. Wer „packt mit an“? In einer Mail an den Schachclub, in der es eigentlich um andere Sachen ging, sprach ich das Thema an und mir wurde sofort Unterstützung zugesagt. Wir überlegten außerdem, ob wir das Jugendwerk um Hilfe bitten sollten. Es sollten aber auch nicht zu viele Helfer sein, damit wir uns nachher nicht ständig „im Weg stehen“. Letztendlich entschieden wir, dass Isa und ihr Mann Dietmar, und mein Neffe Timo und ich renovieren werden. Wie sich noch herausstellen wird, war das genau die richtige Gruppengröße... nicht zu viele, nicht zu wenig.
2. Wann können wir das machen? Wir sind alle berufstätig, und ein Raum in der Größe lässt sich nicht „mal eben“ renovieren. Zuerst planten wir die Renovierung in den Sommerferien zu machen, weil wir dann nicht unter Zeitdruck stehen würden. Denn in der Zeit sind der Schachclub und die VHS nicht aktiv, und auch die AWO hat vier Wochen Sommerpause. Doch immer wieder nach Feierabend ein paar Stunden... da würde sich das Renovieren ganz schön ziehen und die Motivation wäre schnell im Eimer. Außerdem gab es ein Problem, das die ganze Renovierung nicht nur zeitlich nach hinten verschob, sondern beinahe ganz zum Scheitern gebracht hätte.
Die Sommerferien waren bereits vorbei, als wir uns auf das verlängerte Wochenende im Oktober einigten. Der 1. Oktober fiel auf einen Samstag, sodass der 3. Oktober auf einen Montag fiel und wir somit drei Tage Zeit hätten. Isa und ich gingen in der Woche vor dem 1. Oktober einkaufen und bemühten uns so günstig wie möglich einzukaufen. Trotz des selbst auferlegten Sparzwangs, die Gemeinde hatte uns kein Kostenlimit gesetzt, wollten wir den Saal moderner und frischer gestalten. Man sollte sehen, dass wir moderner werden wollten.
Isa und Dietmar begannen bereits am 30. September, nachdem die Schachjugend, die freitags bis 20:00 Uhr den Raum nutzt, den Saal verlassen hatten. Sie stellten Tische und Stühle in die Mitte des Raums und zogen die Schränke von den Wänden. Anschließend tapezierte Dietmar eine Bahn, um zu testen, ob die Struktur der alten Tapete „durchkommt“, wie uns der „Fachmann“ gesagt hatte und ob die Bahn hängen bleibt. Falls die Bahn nämlich nicht hängen bleibt müssten wir am anderen Tag erstmal die alte Tapete entfernen.
Isa, Timo und ich trafen uns kurz nach 9:00 Uhr in der AWO. Unser erster Blick galt natürlich der Tapete. Klebt sie noch an der Wand? Wir hatten Glück... sie klebte noch. Die Struktur der alten Tapete war auch nicht durchgekommen. Wir waren erleichtert. Dann begannen wir erstmal damit die Wände abzufegen und alles abzukleben. Anschließend legten wir Folie aus und begannen mit dem Anstreichen.
Gegen 14:00 Uhr kam Dietmar, der vormittags in seinem Laden arbeiten musste. Wir beschlossen jetzt eine Mittagspause zu machen. Im Anschluss ging es weiter. Timo und ich strichen weiter an, während Isa und Dietmar tapezierten. Der Tag zog sich, denn wir wollten unbedingt die eine Wand, die tapeziert werden sollte, tapeziert haben. Zum einen, damit wir noch Zeit zum Ausbessern haben, falls etwas schiefgeht, und zum anderen, um uns auf die andere Wand konzentrieren zu können, die noch einen farblichen Akzent bekommen sollte. Denn wir wollten ja moderner werden und vom sterilen Weiß weg. Gegen 20:00 Uhr hatten wir drei Wände weißgestrichen und die fast 14 Meter lange Wand tapeziert. Feierabend!
Der Vortag steckte uns noch in den Knochen, sodass wir uns erst mit etwa einer Stunde Verspätung trafen. Timo und ich waren zwar pünktlich, ich hatte aber noch nicht gefrühstückt, weil ich auch länger geschlafen hatte als geplant. Darum holten wir belegte Brötchen an der Tankstelle und machten erstmal für alle einen starken Kaffee.
Dann ging es wieder ans Werk. Jetzt war die Farbe trocken und wir konnten sehen, wo noch etwas nachgearbeitet werden musste. Wir fingen an der Fensterseite an, weil Isa dort zuerst saubermachen und Gardinen aufhängen wollte. Zum ersten Mal, seit über 20 Jahren, sollten Gardinen den Raum gemütlicher machen. Nach den Ausbesserungsarbeiten wurden die Klebestreifen entfernt, die Fenster geputzt und die Heizungen mit einem Dampfreiniger gereinigt. Danach kamen die Gardinen ans Fenster.
Nach und nach wurden immer mehr Stellen nach- und ausgebessert, Klebestreifen entfernt und Steckdosen wieder eingebaut. Da wir auf der Fensterseite begonnen hatten, arbeiteten wir uns mit dem Dampfreiniger langsam Richtung Tür. Während ich die Tapeten unten abschnitt, war Dietmar mit unserm „Farbakzent“ beschäftigt. Mit Hilfe eines sogenannten Kreuzlinien-Lasers klebte er die Wand senkrecht ab, um die abgeklebten Stellen in grau zu streichen. Das war eine ziemlich knifflige Arbeit für die man Nerven und eine ruhige Hand brauchte.
Timo übernahm dann den Dampfreiniger und reinigte im Türbereich und an der Wand, an der die Korkwand des Schachclubs ist. Isa putzte inzwischen unter den Heizkörpern und in dem Bereich, in dem die AWO-Schränke standen, während ich die erste Bahn an der tapezierten Wand putzte.
Dann war es so weit. Isa hatte den Bereich so sauber, dass wir die AWO-Schränke wieder an ihren Platz stellen konnten. Wir entschieden uns dafür die Schränke etwas anders zu stellen. Dietmar hatte derweil etwa Dreiviertel des „Farbakzents“ fertig, als ihm das Klebeband ausging. Da wir noch etwas Zeit hatten – wir hatten als Dankeschön, auf Kosten der AWO, einen Tisch reserviert – peilten wir mit dem Laser die Punkte auf der tapezierten Wand an, an denen in Zukunft die Bilder hängen sollten.
Als die Bilder hingen – es war bereits 18:00 Uhr durch – machten wir Feierabend. Eigentlich wollten wir morgen nur noch saubermachen, aber Dietmars knifflige Arbeit hielt länger auf, als er gedacht hatte.
Isa, Dietmar und ich trafen uns um 11:00 Uhr in der AWO. Die beiden brachten belegte Brötchen mit und ich setzte wieder Kaffee auf. Nach dem Frühstück legten wir los. Dietmar hatte Klebeband mitgebracht, setzte seine nervenaufreibende Arbeit fort und besserte anschließend mit einem kleinen Pinsel die Stellen seiner Arbeit aus, an denen die Abgrenzung zwischen dem grauen Streifen und der weißen Wand nicht scharfkantig genug war.
Isa und ich fingen dagegen mit dem Putzen an. Eine Bahn, dann die Tische verrücken, die nächste Bahn usw.. Zwischendurch nahm Isa den Dampfreiniger und bearbeitet Stellen an denen wir trotz Folie gekleckert hatten und den Bereich in dem die Kühlschränke und der Schrank vom Schachclub standen. Ob da mal was ausgelaufen war? Jedenfalls war die Stelle irgendwann so sauber, dass wir die Schränke auch hier wieder an ihren Platz rücken konnten.
Wir näherten uns mit dem Putzen Dietmars Arbeitsbereich. Isa hatte die Zeit genutzt und in der „kleinen AWO“ den Teppich eingeschäumt und abgesaugt. Dann war Dietmar fertig – im wahrsten Sinne des Wortes – sodass Isa diesen Bereich noch putzte. Ich stellte schon die Tische, die Isa geputzt hatte, für die Mittwochsrunde hin. Dann beschlossen wir Feierabend zu machen und gingen zum Abschluss noch einmal essen.
Isa und ich fuhren nachmittags noch einmal in die AWO und räumten auf. Außerdem brachten wir noch die vier Leisten an der Säule an. Wir stellten die Tische und die Stühle noch einmal um, damit wir ein paar Fotos machen konnten.
Hier ist die Bildergalerie: